Resolution – Nein zu einem Nationalpark Egge!

2. Mai 2024

Ein möglicher „Nationalpark Egge“ in unserer Region ist derzeit ein viel diskutiertes und emotionales Thema.

Aus Sicht der Hansestadt Warburg stehen wir diesen Überlegungen sehr kritisch gegenüber.
Wer sich die Fakten anschaut, kommt bei objektiver und rationaler Betrachtungsweise zu dem Schluss: Wir brauchen keinen Nationalpark, wir haben ihn nicht nötig und wir würden der Region mehr Schaden, als Nutzen zuführen.
1.
Die Egge besteht bereits heute zu über 75 % aus Schutzgebieten (Flora-Fauna-Habitat (FFH), Natur-schutzgebieten (NSG), Landschaftsschutzgebieten (LSG), Vogelschutzgebieten (VSG), Bereichen zum Schutz der Natur (BSN), Gebieten zum Schutz von Grundwasser und Gewässern)), Naturwaldzellen und Wildnisentwicklungsgebieten.
Fachleute gehen davon aus, dass die Biodiversität in der Egge so groß ist, wie seit Generationen nicht mehr. Die hochschützenswerten und sensiblen Arten wie z. B. Schwarzstorch und Wildkatze sind zurückgekehrt und leben in diesen Gebieten. Sie leben dort wieder, weil durch fachlich qualifizierte Ar-beit von Fachleuten Biotope geschaffen wurden, in denen sich diese Arten heimisch fühlen.
2.
§ 24 Bundesnaturschutzgesetz (BNatG), Abs. 1, Nr. 1 sagt aus, dass Nationalparke Gebiete sind, die großräumig, weitestgehend unzerschnitten und von besonderer Eigenart sind.
Die Gebietskulisse besteht aus vielen nicht zusammenhängenden Einzelflächen. Sie ist durch ver-schiedene Infrastrukturbänder (Bahnlinie, Autobahn, Bundes-, Landes- und Kreisstraßen, Wanderwe-ge) zerstückelt und damit nicht unzerschnitten.
Die angedachte Gebietskulisse in der Egge ist weder großräumig, noch weist sie eine besondere Ei-genart auf. Die Kriterien, die an eine nationalparkwürdige Kulisse anzulegen sind, sind nicht vorhanden.
3.
Mit der Ausweisung eines Nationalparks ist der Rückbau von Straßen und vor allem Wanderwegen verbunden. Eine Brennholznutzung ist nicht mehr möglich und es gibt Betretungseinschränkungen, um die sog. Prozessschutzflächen von 75 % der Fläche ausweisen zu können. In dieser Fläche ist das Einwirken durch den Menschen untersagt. Genau dies kann das Ende für die zu schützenden Biotope und seltenen Arten sein, denn steuernd oder schützend darf nicht mehr eingegriffen werden.
Die Einschränkungen, die ein Nationalpark für die betroffenen Bereiche mit sich bringen würde, wer-den von den Befürwortern nicht ausreichend dargestellt, sie werden verharmlost.
Im Übrigen verfolgen Nationalparke keine Klimaschutzziele, was eigentlich anzustreben wäre.
4.
Die jährlichen Kosten für einen möglichen Nationalpark Egge belaufen sich auf bis zu 10 Mio. Euro jährlich. Dieser Betrag wird sich im Laufe der Zeit aufgrund wirtschaftlicher Rahmenbedingungen stei-gern. Diese Steuergelder kommen nicht der Natur zu Gute, sondern werden im Wesentlichen zur Fi-nanzierung der Nationalparkverwaltung, dem Betrieb der Gebäude, dem Rückbau der Wege etc. auf-gewendet.

Zugleich werden Erträge in Millionenhöhe durch ausbleibende Erlöse aus dem Holzeinschlag dem NRW-Landeshaushalt entzogen.
Darüber hinaus wird man zukünftig aufgrund der ungünstigen Grenzline und des mangelhaften Rand-flächen-Verhältnisses zusätzlich kleine und große angrenzende Flächen teuer zukaufen oder eintau-schen müssen.
Die öffentliche Hand ist hoch verschuldet und Liquidität ist kaum noch vorhanden. Es reicht kaum aus, um die öffentliche Daseinsvorsorge und weiteren Pflichtaufgaben zu erfüllen. Daher ist es zu be-zweifeln und dem Bürger nicht glaubhaft zu vermitteln, dass die Prioritäten hier richtig gesetzt werden, wenn für die freiwillige Schaffung eines zweiten Nationalparks in NRW nicht vorhandene Mittel – also fremdfinanzierte Mittel – eingesetzt, gleichzeitig aber die Kernaufgaben vernachlässigt werden.
5.
Oftmals ist die Artenvielfalt in Nationalparks nicht bedeutend größer, als in naturnah bewirtschafteten Wäldern, stellen Forstfachleute fest. In der Folge breiten sich vielfach Borkenkäfer aus, die auch auf gesunde Wälder in der Nachbarschaft überspringen können.
Als Hansestadt Warburg sind wir mit unseren Waldflächen unmittelbare Nachbarn der anvisierten Na-tionalparkfläche. Negative Auswirkungen mit nicht absehbaren wirtschaftlichen Folgen auf unseren Wald sind daher zu erwarten.
6.
Zahlreiche Arbeitsplätze in den Forstbetrieben, der holzverarbeitenden Industrie und dem Handwerk werden über die Region hinaus wegfallen. Die ausbleibende Wertschöpfung ist durch neu aufkommen-den Nationalpark-Tourismus nicht auszugleichen. Schon jetzt fehlt es landauf und landab an Personal im Hotel- und Gaststättengewerbe. Betriebe aus diesen Branchen schließen oder schränken ihre Öff-nungszeiten ein, weil sie kein Personal finden.
Wo sollen die Menschen herkommen, die diese Arbeit ausführen? Ein Nationalpark würde zu einer wirtschaftlichen Stagnation in unserer Region führen.
Die hier aufgezeigten Fakten lassen nur ein Ergebnis zu: Der Naturschutz in der Egge ist sehr gut und die Artenvielfalt und Biodiversität ist nicht zuletzt durch die gute fachliche Begleitung der Försterinnen und Förster sehr hoch.
Natürlich erkennen wir die Bedeutung des Naturschutzes und der Biodiversität an, jedoch müssen die wirtschaftlichen, sozialen und ökologischen Auswirkungen eines solchen Projekts sorgfältig abgewogen werden. Da zudem die naturschutzfachlichen Ziele mit diesem Nationalpark nicht zu erreichen sind, sind wir gegen die Einrichtung eines Nationalparks Egge.
Ideologische und parteipolitische Ziele dürfen hier nicht über die Vernunft gestellt werden und den Aus-schlag geben.
Wer etwas für die Natur tun, ihr mehr Raum geben möchte und die in der Region lebenden und arbeitenden Menschen ernst nimmt, sagt beim Bürgerentscheid im Kreis Höxter NEIN zum Nati-onalpark Egge.

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